Freitag, 24. Juni 2011

Computer und Kultur

Dass Computer unsere Kultur und unsere Gesellschaft prägen ist längst allgegenwärtig. Die kultigen Pixelgrafiken der ersten Computerspiele wurden längst von photorealistischen und künstlerisch höchst anspruchsvollen Grafiken verdrängt. Und auch die Künstler haben den Computer und vor allem das Internet als Medium ihres künstlerischen Ausdrucks längst erkannt und nutzen dies ausgiebig. Musiker bieten ihre Songs oder ganze Alben als kostenlose Downloads an und nutzen Soziale Netzwerke um ihre Popularität zu steigern. Durch die heutige Internetgeschwindigkeit verbreiten sich Musikvideos in Windeseile im gesamten Netz und selbst untalentierte Sängerinnen und Sänger machen zweifelhaft Karriere. Doch neben den ganzen multimedialen Inhalten scheinen andere Formen der Kommunikation unterzugehen, wobei vor allem das Bloggen den globalen Meinungsaustausch gefördert hat und erfolgreiche Blogs von Interessenten täglich besucht werden.

Dass auch Internetseiten publizistische Qualität bieten können, beweist das renommierte Grimme-Institut, das mit dem Grimme Online Award dieses Segment auszeichnet. Am Mittwochabend wurde in Köln bekanntgegeben, dass das GuttenPlag Wiki mit eben diesem Preis geehrt wird. In einer einzigartigen, aber auch fairen und unvoreingenommenen Arbeitsweise wurde die Doktorarbeit des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg analysiert und sämtliche Plagiate herausgestellt. Die Thematik führte über Wochen zu Top-Treffern bei Google und Twitter, wo immer wieder aktuelle Zahlen und Fundstellen verbreitet wurden.

Einige Künstler haben sich kritisch mit dem Datenschutz im Internet auseinandergesetzt und prangern, in der Tradition von George Orwells Roman 1984, das Sinnbild des großen Überwachers und den Weg zum Gläsernen Mensch an. Eine ganz drastische Form auf die Gefahren aus dem Internet aufmerksam zu machen, war die Aktion einer Künstlergruppe, die fingierte Viren und Trojaner, die vermeintlich Malware auf dem Rechner installieren, verschickte. Die Gefahr ist allgegenwärtig und somit war es nicht abwegig, dass diese bösartige Software als real eingestuft wurde. Es handelte sich dabei jedoch um Konzeptkunst, die aktuelle Themen aufgreift und sich mit der globalen Vernetzung und den daraus resultierenden Gefahren kritisch auseinandersetzt. Selbstverständlich waren die verschickten Viren gar nicht existent. Allein die Nachricht, dass der Computer verseucht sei und ab einem bestimmten Datum nicht mehr gestartet werden kann reichte aus, um für Verwirrung und Angst zu sorgen.

Glücklicherweise ist die Verbindung aus Kunst und Computertechnologie nicht immer so kompliziert. Oft ersetzt der Bildschirm die Leinwand und erfreut einfach nur mit schönen und faszinierenden Bildern oder Videoinstallationen. Häufig sind die Betrachter gleichzeitig auch Akteur und können virtuell in den künstlerischen Prozess eingreifen und auf diese Art und Weise selbst zum Künstler werden. Es bleibt spannend, wie die Kunst in Zukunft mit diesem Medium umgehen wird. Die Videokunst gilt als wegbereitend für die Auseinandersetzung mit den aktuellen Medien und gehört längst zum Sammlungsbestand renommierter Museen. Bis Konzeptkunst aus dem Internet auch in klassischen Museen mit Ausstellungen vertreten sein wird bleibt abzuwarten.

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