Freitag, 17. Juni 2011

Unser Netz soll sicherer werden


Kriminalität im Internet und die stetige Bedrohung durch digitale Angriffe scheinen jetzt auch in der Politik auf der Tagesordnung zu stehen. Dabei geht es aber weniger um Viren und Trojaner, sondern viel mehr um gezielte Hackerangriffe auf Industrie- und Wirtschaftsunternehmen. Wie gefährdet Ziele auch in Deutschland sein können, wurde durch die bösartige Software Stuxnet deutlich, die mutwillig in Industrieanlagen im Iran eingeschleust wurde. So ein Angriff hätte auch hier stattfinden können und die Bundesrepublik war bislang nicht ausreichend gegen Cyberkriminelle abgesichert. Malware könnte auch hiesige Computer befallen und sensible Daten an Unbefugte weiterleiten. Dass so etwas nicht passiert, dafür soll in Zukunft das „Nationale Cyber-Abwehrzentrum“ sorgen, das nun in Bonn eröffnet wurde.

Ob Adware, Spyware oder sonstige Software zur illegalen Beschaffung von Daten, die Entwicklung und Verbreitung solcher Anwendungen ist rapide. Alle zwei bis drei Sekunden, so Experten, werden neue Programme auf die Internet-Nutzer losgelassen. Vor allem Überwachungssoftware gewinnt immer mehr an Bedeutung. Regelmäßig versuchen Hacker solche Programme in Computer von Bundesinstitutionen einzuschleusen und somit die Rechner gezielt auszuspionieren. Dabei geht es weniger um Passwörter, sondern viel mehr um Informationen, die nicht in falsche Hände gelangen dürfen. Die Zukunftsvision, dass die Kriege bald online ausgefochten werden, hat längst begonnen.

Das Cyber-Abwehrzentrum versteht sich jedoch auch als Institution, die Aufklärung über den Datenschutz im Internet betreibt und auf die Gefahren hinweist. Private Nutzer sind noch häufig ganz ohne Schutz im Netz unterwegs. Dabei sollte eine Grundausstattung aus regelmäßig geupdateter Antiviren-Software und einer eingerichteten Firewall längst selbstverständlich sein. Denn sobald man seinen neuen Computer mit dem Internet verbindet, hat man bereits korrupte Dateien auf dem Rechner. Beim weiteren Surfen im Internet sammelt man dann fleißig Cookies, hinterlässt Spuren und speichert unbemerkt weitere Dateien auf dem eigenen Rechner ab. Mit der Zeit verringert sich die Leistung des Computers und erste Probleme wie plötzliche Programmabstürze machen sich bemerkbar.

Auch wenn der Name „Nationales Cyber-Abwehrzentrum“ eher eine zentrale Institution zur Terrorabwehr aus dem Internet suggeriert, so verbirgt sich hinter dem etwas reißerischen Namen lediglich eine Einrichtung, die auf die wachsende Gefahr aufmerksam machen und durch gezielte Kommunikation und Lageeinschätzungen Konzepte zur digitalen Sicherheit liefern soll. Also keine militärische Sondereinheit, die sich auf virtuelle Kriegsführung spezialisiert hat, sondern eine längst überfällige Bundeseinrichtung. Irgendwie scheint es, als sei die Regierung in solchen Bereichen immer ein paar Schritte zu spät und versucht sich dann über Hau-Ruck-Aktionen wieder zu etablieren. England, Frankreich und selbstverständlich die USA verfügen schon seit vielen Jahren über ähnliche Einrichtungen. Irgendwann werden wir den Fortschritt und die damit in Zusammenhang stehenden Gefahren komplett verschlafen und dann dumm aus der Wäsche gucken, wenn Industriegeheimnisse plötzlich für alle Menschen offen zugänglich sind.

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