Samstag, 7. Januar 2012

Das wahre Gesicht


Nachdem Hacker beim US-Unternehmen Stratfor eingedrungen sind und zahlreiche Kreditkarteninformationen gestohlen haben, steht die Web-Guerilla Anonymus wieder einmal in der Kritik. Die Aktivisten wollen auf mehr Datenschutz im Internet protestieren und gegen die Kriminalisierung angehen, die sie in der Speicherung persönlicher Informationen sehen. Beim Surfen im Internet hinterlässt jeder Nutzer digitale Spuren. Unternehmen nutzen diese Informationen für ihr E-Business und erstellen genaue Profile. So lässt sich Werbung gezielter schalten. Doch die Daten können auch zweckentfremdet werden, worin die Bewegung eine große Gefahr sieht und dagegen vorgeht. Doch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erlangen sie lediglich durch illegale Machenschaften. Beim letzten Coup verschaffte man sich Zehntausende Kreditkarteninformationen und wollte damit Hilfsorganisationen mit Spenden beglücken. Auch wenn diese Robin Hood-Manier in gewisser Weise nachvollziehbar ist, von den Reichen nehmen und den Armen geben, ist es immer noch eine illegale Aktion und nichts anderes als Diebstahl. Egal wie man an die Daten gekommen ist, ob durch Viren, Trojaner oder Sicherheitslücken im System, die Absicht war es, Schaden bei der Firma anzurichten.

Das Problem ist, dass es sich bei Anonymus um eine lose Verbindung von Hackern und Netzaktivisten handelt. Das wahre Gesicht, dass sich hinter der weißen Guy Fawkes Maske verbirgt, wird selten gezeigt. Das ruft auch Trittbrettfahrer auf den Plan, die sich im Namen der Internetfreiheit gezielt bösartige Software verbreiten und nur in die eigene Tasche wirtschaften. Ganz entgegen der eigentlichen Kapitalismuskritik der Bewegung. Generell ist die Hacker-Szene sehr zwiegespalten: Der Chaos Computer Club, quasi der Lobbyverband der Hacker, kritisierte die letzte Aktion zutiefst. Über Twitter äußerte man Missverständnis und distanzierte sich deutlich.

Zwar steht Anonymus nicht in der Kritik Malware zu verbreiten, doch die Gruppe schadet dem Ruf der gesamten Hackerszene. Das Internet soll ein sicherer Ort werden, das haben beide gemeinsam. Doch durch aufmerksamkeitsstarke Aktionen kann die öffentliche Meinung schnell ins Gegenteil umschlagen und Hacker pauschal kriminalisiert werden. Dabei tragen Hacker sogar häufig dazu bei, dass die Leistung des Computers optimiert und Sicherheitseinstellungen verbessert werden. Der Schutz des PCs ist nur so lange gewährleistet, bis ein findiger Programmierer diesen umgehen kann. Längst arbeiten Hacker professionell für Sicherheitsfirmen um deren Sicherheitseinstellung zu optimieren und dennoch benutzerfreundlich zu gestalten.

Anonymus hat sich im Nachhinein von dem Hack auf den Server von Stratfor distanziert. Zwar stimme die Gruppe nicht mit der Unternehmensausrichtung der Firma überein, dennoch handele es sich bei dem Angriff um keine offizielle Aktion des Netzwerks. Offensichtlich war hier ein Einzelgänger oder eine kleine Gruppe unterwegs, die sich unter dem Anonymus-Deckmantel am Sicherheitssystem der Firma zu schaffen machte. Bei Facebook gibt es bereits zahllose Gruppen, die die Undurchsichtigkeit der Organisation aufs Korn nehmen. Man könnte drüber lachen, wäre es nicht ein zu ernstes Thema.


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