Samstag, 12. November 2011

Keine Kinderkrankheit


Viren werden natürlich direkt mit Krankheit in Verbindung gebracht. Vor allem in der aktuellen Jahreszeit, in der die Grippeerreger wieder umhergehen und sich die Menschen schlapper fühlen und häufiger krank sind. Doch Computerviren sind anders: Sie kennen keine Grippesaison und sind immer aktiv. Sie verbreiten sich zwar nicht durch die Luft, dennoch schafft es bösartige Software immer wieder sich auf den Rechnern der Nutzer festzusetzen und von dort aus weitere Computer zu infizieren. Zwar gibt es einige Medikamente in Form von besonderer Software gegen Trojaner, Spyware oder andere Malware, doch wie in der realen Welt verändert sich die Struktur dieser kleinen Programme immer wieder neu. Ein Computerkrankenhaus in dem Sinne gibt es nicht. Ob die Rechner dort aber sicher wären ist in Anbetracht der aktuellen Nachrichten auch mehr als fraglich.

In Schleswig-Holstein waren offenbar monatelang rund 2.500 streng vertrauliche Patientendaten im Internet öffentlich einsehbar. Unter den sensiblen Daten befanden sich sowohl Arztbriefe als auch Befunde psychisch schwer erkrankter Menschen. Ein Horrorszenario für alle Verfechter des Datenschutz im Internet. Zwar handelt es sich bei dieser Datenpanne nicht um einen gezielten Angriff von außen sondern um eine Sicherheitslücke eines Internetdienstleisters, dennoch ist dadurch bei den Betroffenen das Vertrauen in die moderne Technik und die weltweite Vernetzung stark in Mitleidenschaft gezogen worden.

Kliniken und Arztpraxen setzen vermehrt auf die Schnelligkeit des Computers wenn es um Datenbankabfragen oder die Übermittlung von Patienteninformationen geht. Mussten früher noch manuell Akten angefertigt und per Kurier an Fachärzte übermittelt werden, so können die Daten heute von verschiedenen Orten über Server von Dienstleistern abgerufen werden. Gegen diese Internetgeschwindigkeit kann kein Kurier an fahren. In Fällen, wo es um zeitnahe Befunde geht ist ein solches Zeitersparnis Gold wert. Dennoch birgt die Technik ein großes Risiko, wie jetzt in Schleswig-Holstein öffentlich bekannt wurde. Dass man beim Surfen im Internet vertrauliche Patientenakten einfach runterladen kann, ist schon ein starkes Stück das sicherlich rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen wird. Der Schutz des PCs und des Servers wurde vom Internetdienstleister nicht gewährleistet, der sich nun auf Schadenersatzklagen gefasst machen muss. Angeheizt durch die aktuelle Datenschutzdebatte hat sich dieser Fall über Newsportale und soziale Netzwerke schnell im Internet verbreitet und einen dunklen Schatten auf die Branche geworfen. Es gibt wohl kaum sensiblere Daten als persönliche Krankenakten. Zumal Hacker die Sicherheitslücke auch dafür hätten nutzen können, um unbemerkt Überwachungssoftware zu installieren und sich auf diese Art noch weitere Informationen zu beschaffen. Wie es zu dieser Schwachstelle kommen konnte ist ungewiss. Möglich ist, dass der Server unbewusst über einen mobilen Datenträger, wie einem USB-Stick, infiziert wurde.

Zwar hat es bislang in Deutschland keinen vergleichbaren Fall gegeben aber Krankenhäuser und Praxen sind in Alarmbereitschaft was die Verwaltung und den Schutz ihrer Datenbanklösungen angeht.

Foto Attribution

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