Montag, 2. Mai 2011

Hochzeit auf allen Kanälen


Die Traumhochzeit in England hat in den letzten Tagen die Medien dominiert. Berichterstattungen in allen Zeitungen, TV-Kanälen und im Internet haben die Menschen schon auf dieses Highlight eingeschossen, dass man gar nicht drumrum kommen konnte. Alle großen Fernsehkanäle waren mit Live-Reporten vor Ort und haben alles kommentiert, was sich dort gerade tat oder noch zu tun hatte. Natürlich fieberten alle dem „Ja“-Wort und dem feierlichen Kuss entgegen.

Selbst auf der Arbeit konnte ich mich diesem Event nicht entziehen. Da ich zu Recherchezwecken häufig auf Nachrichtenseiten unterwegs bin, wurde ich durch Newsticker über den aktuellen Stand oder dem Aufenthaltsort der Kutsche informiert. Die Internetgeschwindigkeit mit der ich dabei surfe ermöglichte es sogar, dass Live-Streams auf dem PC prima zu sehen waren. Alle Nutzer konnten das soeben gesehene in Echtzeit kommentieren. Interessant wurde es, als das mit Hochspannung erwartete Brautkleid zum ersten mal der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Ein Plug-in für Soziale Netzwerke verknüpfte sowohl Nachrichten von Facebook wie auch über den Microblog Twitter. Während die Journalisten vor Ort direkt Tweets schickten und über den feinen Stoff des Kleides zwitscherten, mussten sich die Zuschauer am Fernseher oder Computer mit den Aussagen der Kommentatoren begnügen, die das Hochzeitskleid wahlweise als schneeweiß, creméfarben, elegant oder extravagant beschrieben. Wahrscheinlich ist die Leistung des Computers bei mir nicht ausreichend oder der Bildschirm gibt die Farben nicht farbecht wider, denn irgendwie passte keine Beschreibung auf das, was ich sehen konnte.

Das hat mir wieder einmal vor Augen geführt, dass man nicht alles glauben soll was man erzählt bekommt und selbst nicht auf das vertrauen soll, was man sieht. Bei Werbung weiss man ja längst, dass mit spezieller Software das Beste aus jedem Foto rausgeholt und das Model zur perfekten Schönheit retuschiert wird. Eine Leistungsoptimierung des Bildes, quasi. Die Wirkung verfehlt es sicher nicht, wenn jeglicher Makel digital bearbeitet ist. Leider beeinträchtigt soviel Perfektionismus das Auffassungsvermögen des Betrachters und vermittelt einen Idealtypus Mensch, der sich vor allem unter jungen Menschen wie ein Virus verbreitet. Man muss sich nur einmal bei Facebook umsehen und wird unzählige Profilfotos sehen, auf denen das Streben nach Schönheit und Anerkennung seinen Ausdruck findet.

Einige Firmen haben bereits reagiert und wollen diesem Schönheitswahn einen Riegel vorschieben indem sie in ihren Kampagnen gezielt auf die natürliche Schönheit ihrer Models setzen. In wie weit sich dieses Vorhaben auf Dauer durchsetzt bleibt abzuwarten. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist aber so schoneinmal gemacht.

Die frisch vermählte Prinzessin hatte für ihren großen Tag auch einen ganzen Stab an Stylisten und Makeup-Artisten um sich. Dennoch hat sie ihre natürliche Ausstrahlung bewahrt und die Massen begeistert. Und ich gebe zu, dass auch ich gebannt am Bildschirm saß. Es war doch eine Hochzeit, von der jeder als Kind einmal geträumt hat und für mich war sie selbst am PC prima.

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